Gebet einer Kriegsenkelin
Mutter unser,
dein Erbe wiegt schwer.
Ich kann es nicht tragen, ich will es nicht mehr.
Dein Leid sei gewürdigt, dein Schweigen verzieh’n,
vergiftete Liebe, sie ließ mich gefrier‘n.
Ich hab‘s überlebt, meinen Kummer und Schmerz
und jetzt will ich leben und lieben und seh‘n.
Ich gebe zurück dir was mir nicht gehört,
ich kann dich nicht heilen, so gern ich es tät.
Mein Glück will ich halten und achten auf mich.
In Frieden mit mir sein, nur das möchte ich.
Atmen.
Mechtild Römer, 2015