Begegnung am Drehkreuz

30.04.2023 | Begegnung

In Vorbereitung der nächsten Lesungen und einer Textausstellung suche ich Beiträge, in denen es um Begegnungen geht. Heute hat mich dieser Text erreicht. Ich bedanke mich bei der Autorin, die hier anonym bleiben möchte.

Begegnung am Drehkreuz

Ich gehe zum Rehasport, schon seit fast einem Jahr, wegen meiner Rückenschmerezn und weil ich mich sowieso viel zu wenig bewege. Zumindest körperlich. Geistig und emotional ist mächtig was los bei mir. Richtig in Aufruhr, möchte ich sagen. Die Kurse finden in einem Fitnessstudio statt. Das war nicht meine erste Wahl, ich hätte die lieber die Rehaeinrichtung gehabt, aber das gab’s keine Plätze. Besser als gar nichts, dachte ich, und es wird schon nicht schaden. Also packe ich jeden Freitag früh meine Tasche und radele zum Sportstudio.
Mit einer der „Damen am Empfang“ bin ich schon mal so richtig aneinandergerasselt. Eigentlich war es nur ein Missverständnis – aber diese garstige Art, mit der sie mich ansprach – also das geht auch freundlicher. Die andere, also ihre Kollegin, ist nett.
Auf dem Weg denke ich schon immer daran, wer denn heute wohl Dienst hat, und meine Laune fällt oder steigt, je nachdem, welche der Beiden es ist. Heute bin ich spät dran, gutgelaunt, weil nache drei Regentagen, die Sonne wieder scheint, ich eile hinauf in den ersten Stock, sehe niemanden und drücke die Klingel neben dem Schild „Bitte klingeln, wenn niemand am Empfang ist“. Ich bin ja nicht Mitglied, also habe keine Chipkarte und damit ich durch’s Drehkreuz komme, muss jemand das Knöpfchen am Tresen bedienen.Kaum geklingelt und noch immer gut gelaunt, sehe ich, dass die Empfangsdame auf mich zukommt, rufe ihr ein fröhliches „Guten Morgen“ engegen. Sie kommt näher, mit einer Mine – also sowas von finster – und während sie diese Armbewegung macht, mit der sie die Hand zum Bedienpult führt und den Türöffner drückt, brummelt sie mir was von „Könnte auch Guten Morgen sagen“ entgegen.
Ich denke, sie hat mich wohl nicht gehört und sage laut „Oh, ich habe doch Guten Morgen gesagt“.
„Ja aber erst nach dem klingeln“.
Ich habe verstanden, dass es ihr lieber ist, wenn ich anstelle des Klingelns ein kräftiges „Guten Morgen“ in den Raum rufe und entgegene, nun schon etwas genervt, „Na dann sagen Sie das doch einfach“, gehe weiter und höre ein „Blöde Kuh!“

Das kam aus meinem Mund. Da sind zwei kleine Wörter ganz eigenmächtig und ungefragt, beim ausatmen zwischen den Lippen hindurch und hinaus in die Freiheit gerauscht. Ob es jemand gehört hat? Der Mann, der an mir vorbeigeht, guckt jedenfalls so.
Bestimmt hat die „Dame am Tresen“ gerade dasselbe gesagt oder zumindest gedacht.

Als ich nach einer Stunde den Raum wieder verlasse, guckt sie immer noch grimmig, und ich bin immer noch fröhlich gestimmt. Als sie mich sieht, dreht sie sich weg und schaut aus dem Fenster. Naja, hinaus komme ich auch ohne ihre Hilfe.

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„Das macht mich jetzt aber sehr traurig“, sagt sie. „Ich habe mir so viel Mühe gegeben und wollte dir eine Freude machen, ein Geschenk sollte es sein, und du lehnst es ab“. So hatte ich mir den Besuch bei meiner Freundin nicht vorgestellt.  „Das macht mich traurig“...