Schreiben auf Rezept?
Seit Sommer 2020 schalte ich den Fernseher immer öfter aus wenn die Nachrichten kommen. Zum Selbstschutz, weil die schrecklichen Bilder mich lähmen. Schlechte Nachrichten machen schlechte Gedanken und schlechte Gedanken machen schlechte Gefühle.
Ich mache es jetzt wie Juliane. Sie hat eine „gute Nachrichten-app“ und geht jeden Morgen mit mindestens einem positiven Gedanken hinein in den Tag. Ihr Optimismus ist ansteckend. Oder Berta. Sie hat weder smartphone noch app. Sie hört Radio und ihr Lieblingssender bringt „daily-good news“. Wenn sie den Raum betritt, breiten Ruhe und Hoffnung sich aus.
Ich sammele jetzt auch gute Nachrichten und habe erfahren, dass es in Kanada „Natur auf Rezept“ gibt. Zur Stabilisierung der psychischen und physischen Gesundheit können Ärzt:innen, seit Anfang des Jahres, einen Pass verordnen, mit dem ihre Patient:innen ein Jahr lang kostenlosen Eintritt zu den Nationalparks haben.
Es gibt eine Stiftung, die fördert Kulturangebote für Kinder. Dort gibt es „Theater auf Rezept“. Das heißt, dass bei den Vorsogeuntersuchungen U 10, U 11 und J1 die Kinder und Jugendlichen einen Theatergutschein erhalten, den sie bei den kooperierenden Kinder-und Jugendtheatern einlösen können.
Und ich denke, meine Vision vom „Schreiben auf Rezept“ ist gar nicht so abwegig.